Mexiko City Parte 1 – Anreise und el grito
Hallo ihr Lieben - ja, ich lebe noch.
Die letzte Zeit kamen nicht so viele Blog-Einträge weil ich
1.) in der Uni etwas eingespannt bin,
2.) Guanajuato an sich wirklich nicht so groß und/oder spannend ist, dass dort ständig etwas neues passieren würde und wir
3.) letzte Woche von Dienstag bis Sonntag in Mexiko City einfach von morgens bis abends unterwegs waren.
Von daher wird es jetzt erst einmal ein paar Einträge darüber geben – los geht’s.
Am Dienstag sind wir also nachmittags mit dem Bus von Guanajuato nach Mexiko City (hier wird sich darauf meistens mit D.F. = Distrito Federal bezogen) gefahren. Ich hatte ja im Vorfeld gehört dass das Überlandbussystem in Mexiko super ausgebaut ist, mit sicheren, gut ausgestatteten Bussen, die pünktlich und zuverlässig mindestens jede Stunde von jedem größeren Ort zu jedem anderen fahren und was soll ich sagen – genau so ist es auch. Man fährt zum Busterminal, der eher wie ein Flughafen aussieht, bekommt relativ günstig sein Ticket mit Namen und Sitzplatz (Guanajuato – Mexiko City ist eine Fahrt von ca. 4,5 Stunden und kostet $525 = 30€), vor dem Einsteigen eine Tüte mit Sandwich, Schokoriegel und Getränk. Im Bus kann man seinen Sitz fast bis zu einer Liege umklappen, auf einem Bildschirm Filme gucken und der Fahrstil ist für mexikanische Verhältnisse echt mehr als angenehm (und das sagt Frau Mir-wird-normal-schon-schlecht-bevor-der-Bus-überhaupt-losfährt).
Im Vorfeld hatte ich ja schon einiges über Mexiko City gehört, das meiste ging milde ausgedrückt in die Richtung einer Kombination aus Sin City und dem Vorhof zur Hölle.
Daher war ich bei der Ankunft (draußen war es schon stockdunkel) am Busbahnhof Terminal del Norte, der sich nicht gerade im Vorzeigeviertel befindet, damit beschäftigt, schweißgebadet meine Habseligkeiten festzukrallen und wollte gerade anfangen, panisch in meine Sandwich-Tüte zu atmen, als Diosel, der schon einige Jahre in der Stadt gelebt und daher eine etwas realistischere Einschätzung hat, mich mit wiederholtem „Cheer up!“ und „Calm down!“ (so viel Englisch haben wir schon gelernt :D) einigermaßen beruhigt hat.
Er kennt nebenbei zum Glück auch das gesamte U-Bahn-Netz der Stadt auswendig, sodass wir vom Busbahnhof problemlos mit Metro und Tren Ligero (einer Art überirdischen U-Bahn) zur richtigen Station gekommen sind, wo uns Armando (der Schwiegervater von Jesús, meinem Tandempartner aus München, in dessen Wohnung wir netterweise bleiben durften – an dieser Stelle noch einmal TAUSEND DANK) mit dem Auto abgeholt und uns zu einem Familienessen mitgenommen hat.
Eine paar Bemerkungen dazu:
+) das öffentliche Verkehrsnetz ist sehr gut ausgebaut, mit Metros, Metrobussen, Bussen und günstigen Taxis, die alle wirklich alle 2 Minuten fahren und einen relativ schnell von A nach B bringen.
+) es gibt an allen Bahnhöfen und in allen Zügen extra Abschnitte nur für Frauen und Kinder (die habe ich nicht benutzt, da Diosel ja da nicht rein darf).
-) Mexiko City ist eine unglaublich große Stadt, so dass die Distanzen schnell unüberschaubar werden und von den 20 Millionen Einwohnern befinden sich gefühlt 10 Millionen konstant in der U-Bahn (man denke einfach an eine U6 nach Fröttmaning vor dem Champions-League-Finale in der Allianz Arena und schon hat man eine Durchschnitts-U-Bahn hier).
-) Im Bus ist das Gedränge noch etwas schlimmer, zum einen weil der Fahrstil nicht wirklich an stehende Fahrgäste angepasst ist (irgendwann ist der Bus aber einfach so voll, dass man gar nicht mehr umfallen KANN) und manchmal geschlossene Bustüren bei 60 km/h auf einem dreispurigen Ring (etwa wie der mittlere Ring) ja nur den Durchzug stören würden und deshalb für überbewertet befunden werden.
Auf jeden Fall sind wir schließlich im Haus von Armandos Familie (und Familie heißt in Lateinamerika in diesem Fall ca. 25 Leute) im Süden der Stadt angekommen, wo wir total freundlich von allen empfangen und direkt mit sehr leckerem Essen überhäuft wurden.
Zur Erklärung: Der 15. September (bzw. hier auch der 16.) ist in Mexiko mit der höchste Feiertag des Jahres, am dem der Beginn des Unabhängigkeitskrieges gefeiert wird. Dazu gibt es am Abend traditionell ein Familienessen mit Pozole (haben wir auch eine sehr leckere Version bekommen, mit quesadillas und tacos), dazu lief im Fernsehen ein Konzert mit klassischer mexikanischer Musik (ein Teil der Familie war dazu stets um den Fernseher versammelt und hat mitgesungen) und um ca. 11 Uhr wurde el grito live übertragen. Das ist eine Art feierliche Zeremonie, bei der der Präsident (aktuell Enrique Peña Nieto) auf dem Balkon des Palacio Nacional unter anderem die Flagge schwenkt und zusammen mit der am Zócalo versammelten Menge die Anführer der Unabhängigkeitsbewegung ausruft und die Nationalhymne singt (an dieser Stelle erhob sich die gesamte Familie im Wohnzimmer, um inbrünstig mitzusingen – ich habe versucht, möglichst unauffällig nicht den Blick auf den Fernseher zu verstellen). Der Name el grito (der Ruf) ist an den Grito de Dolores angelehnt, mit dem der Geschichte nach Miguel Hidalgo am Morgen des 16. September 1810 eben in Dolores die Mexikaner zu den Waffen gerufen hat, um für die Unabhängigkeit zu kämpfen. Heute befindet sich der Ort Dolores Hidalgo übrigens ganz in der Nähe von Guanajuato, sodass ein Ausflug dorthin bestimmt noch folgen wird.
Danach sind wir ziemlich bald im Auto mit Armando und seiner Frau zur Wohnung gefahren und sind direkt todmüde ins Bett gefallen, um uns von der Reise zu erholen und ausgeruht in den nächsten Tag zu starten.
Morgen (versprochen :D) gibt es die Fortsetzung und Fotos (wenn ich es geschafft habe, die gefühlt 7000 Stück auseinander zu sortieren).
Hasta luego!
aceofspades am 21. September 15
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