Am Freitag ging es dann richtig auf Sight-Seeing: Vormittags sind wir direkt noch einmal zum Zócalo gefahren, um uns den Palacio Nacional und die Kathedrale bei Tageslicht anzuschauen. An diesem Tag war dort auch sehr viel los, da laut Diosel der 30. (ich hoffe ich erinnere mich da richtig) Jahrestag eines Erdbebens war, das Mexico City heftig getroffen hat und es deshalb „Vorführungen“ der Feuerwehr und der topos (wörtlich „Maulwürfe“), der Erdbeben-Spezialtruppen hier, gab.
Danach haben wir uns in der Nähe Teile der Ruinen der Azteken-Stadt La Gran Tenochtitlan angesehen, die ich wirklich beeindruckend fand und wo wir dank unseres Studentenausweises kostenlos reindurften (so ist das übrigens bei fast allen Museen hier). Dazu kurze historische Info, etwas salopp ausgedrückt: vor der Eroberung durch die Spanier in Person von Hernán Cortés lag an der Stelle des heutigen Mexiko City das Zentrum und die „Hauptstadt“ des Aztekenreiches des Herrschers Montezuma, eben genannt La Gran Tenochtitlan.
Unter der heutigen Stadt liegt also quasi eine weitere Stadt, wobei immer wieder Teile der Ruinen beim Bau von U-Bahn-Schächten etc. gefunden werden.
Im Anschluss haben wir uns noch das sehr umfangreiche Museo del Templo Mayor angesehen, wo es neben zahlreichen Ausgrabungsfundstücken auch zahlreiche Artefakte aus dem „Alltagsleben“ der antiken Aztekenkultur zu sehen gibt (die in vielen Aspekten bereits sehr fortgeschritten war, mich allerdings durch ihren Hang zu Menschenopfern (zu jedem erdenklichen Anlass in erschreckender Zahl) und der Perfidität ihrer Folterinstrumente (keine Details dazu) etwas abgeschreckt hat). Das Einzige, was mir leider gefehlt hat, war der Sonnenkalender (blöd gesagt ein ziemlich bekannter, großer, runder Stein, Montezuma verzeihe mir an dieser Stelle), der normal in diesem Museum zu sehen ist, aber wohl gerade verliehen ist.
Am Nachmittag sind wir dann zum Castillo de Chapultepec (auf Nahuatl „cerro de los chapulines“ = Heuschreckenhügel), dem einzigen Schloss Lateinamerikas, das jemals als Kaiserresidenz diente (genaugenommen einem Österreicher, dem Kaiser Maximilian von Habsburg, der Mexiko von 1864 bis 1867 (zumindest auf dem Papier) regierte). Der Fußmarsch auf den Berg hat sich auf jeden Fall gelohnt, vor allem auch wegen der Aussicht über die gesamte Stadt, das Schloss fand ich schon interessant anzusehen, aber ehrlich gesagt nicht besonders beeindruckend (wenn man beispielsweise Neuschwanstein oder ähnliches kennt).
Auf dem Rückweg hat uns dann wieder einmal der Regen erwischt (zum Glück habe ich immer LAS paraguas dabei), also haben wir uns schnell in die U-Bahn geflüchtet und sind in einen der gefühlt 1.000.000.000 Starbucks gefahren, wo wir uns mit Miguel getroffen haben.
Anschließend sind wir ins Zentrum von Coyoacan gefahren, wo wir mit Miguel und seiner Freundin Gabriela auf einen typischen Markt gegangen sind und anschließend sehr leckere Pizza essen waren.
Dazu kann ich nur noch einmal sagen, dass mir dieses Viertel wirklich super gefällt, da auch nachts eine ausgelassene und gleichzeitig entspannte Stimmung mit vielen jungen Leuten und einfach einem tollen Ambiente herrscht.
Der Abend war wirklich toll, weshalb wir auch erst ziemlich spät nach Hause gefahren sind, wo wir das erste Mal von der Bahnstation laufen mussten (die Tage zuvor hatte uns Armando immer abgeholt, noch einmal DANKE dafür). Das Viertel im Süden in dem wir gewohnt haben sah tagsüber wirklich ruhig und unbedenklich aus, aber zu dieser Uhrzeit war es ziemlich gruselig, weshalb ich mehr als froh war, als wir sicher zuhause angekommen waren und wir uns vorgenommen haben, nachts nur noch mit dem Taxi nach Hause zu fahren.
Auf jeden Fall hatten wir aber einen sehr ereignisreichen und schönen Tag.
Kurzer Nachtrag: Das Einzige, was mir vor allem in der Nähe der touristisch interessanten Punkte ein wenig negativ aufgefallen ist, ist dass man als Ausländer (vor allem als Frau mit heller Hautfarbe) schon auffällt und häufiger angesprochen wird und die Sachen außerhalb der Geschäfte gerne mal das Doppelte oder Dreifache gekostet hätten, wenn ich danach fragte (zum Glück hat das immer Diosel übernommen, so dass ich auch die „Inlandspreise“ bekommen habe).
Hasta luego!
Noch ein paar Fotos:
Der Balkon des Palacio Nacional
Die Kathedrale
La Gran Tenochtitlan
Museo del Templo Mayor
Chapultepec
Der Namensgeber
Im Museum des Schlosses
Im Schlossgarten
Die Aussicht
