Sonntag, 4. Oktober 2015
Mexico City Parte 5 – Xochimilco, Cineteca Nacional, Zoológico de Chapultepec
Am Samstag ging es dann nach einem herzhaften Frühstück (vor unserem Haus gab es einen Taco-Stand, der jeden Morgen aufgebaut wurde und an dem wir natürlich nicht vorbeikamen – sehr lecker aber ich fühle mich beim Gedanken an die Soße dort immer noch wie ein Drache, der gleich Feuer spuckt (und das zum Frühstück)) zu Fuß nach Süden bis nach Xochimilco. Das ist ein touristisch recht bekanntes Viertel (das eher wirkt die ein kleines Dorf, das sich einfach an die Stadtgrenze angefügt hat, aber immer noch sein ganz eigenes Flair hat), da man von dort aus mit großen bunten Booten, genannt Trajineras, Touren durch die Kanäle der Stadt unternehmen kann. Nachdem wir zuerst ein bisschen durchs Zentrum geschlendert sind, wo es vor allem sehr viele Stände mit Souvenirs für Touristen gibt, haben wir anschließend bei den Booten vorbeigeschaut, allerdings auf die Fahrt verzichtet, da die Boote für Gruppen von ca. 20 Leuten und Fahrten von mindestens eineinhalb Stunden ausgelegt sind.
Das Viertel Xochimilco fand ich zwar an sich interessant anzusehen, aber was ich wirklich aufdringlich fand, war, dass die Verkäufer/Bootsvermieter/Souvenirstandsbetreiber dort, sobald sie mich sahen, sofort in den Modus „Wie knöpfe ich der Gringa möglichst schnell möglichst viel Geld ab“ verfielen, und das obwohl ich mit Diosel einen Mexikaner dabei hatte, der alle Angebote sofort und nachdringlich auf akzentfreiem Spanisch abweisen konnte. Es ging sogar so weit, dass einer der Verkäufer eine Zeit lang auf dem Motorrad neben uns herfuhr und mehrmals den Gehweg vor uns blockierte, um uns den Weg zu den „Trajineras“ zu zeigen (zu denen wir ja offenbar nicht wollten). Insgesamt fand ich das total unangenehm und war froh, als wir uns auf den Weg nach Norden machten, und zwar mit dem Bus zum Einkaufszentrum Perisur (das glaube ich größte der Stadt), wo wir erst einmal gegessen und uns ein bisschen ausgeruht haben (shoppen waren wir natürlich auch noch einmal).
Danach ging es noch einmal nach Coyoacan, in die Cineteca Nacional, das ist eine Art Freiluft-Kinokomplex mit Kulturzentrum und Cafés. Dort hat es mir wirklich gut gefallen, einen Film haben wir uns letztendlich aber nicht angeschaut, da zu der Uhrzeit nur zwei angeboten wurden, von denen uns keiner wirklich angesprochen hat (allgemein werden dort aber eher kleine, individuelle Produktionen gezeigt anstatt der üblichen kommerziellen).
Da es schon Abend war, als wir die Cineteca verlassen haben, haben wir uns direkt langsam aber sicher auf den Heimweg gemacht, um nicht wieder in die Situation vom Vorabend zu kommen. Im Zentrum von Coyoacan habe ich mir noch den leckersten und günstigsten Crêpe ever gegönnt, bevor wir mit dem Taxi nach Hause gefahren sind.
Dazu noch eine kleine Bemerkung: Entgegen der Warnungen kann man in Mexico City auch nachts offizielle Taxis (das sind die weiß-rosanen) von der Straße anhalten, sie haben Taxameter und bringen einen günstig (in unserem Fall gute 20 Minuten Fahrt für 4€) überall hin. Es gibt auch in diesem Fall (wie in vielen Dingen in Mexico, später mehr dazu) „Piraten“-Taxis, die noch günstiger sind, zu denen ich aber nicht raten würde (sind aber leicht zu erkennen an der Farbe braun). Allgemein eignet sich Taxi fahren in Mexico je nach Fahrer besonders gut für Adrenalinjunkies und Liebhaber von Nahtod-Erfahrungen, vor allem da es für die Rücksitze keine Sicherheitsgurte gibt (die verwendet hier aber allgemein sowieso niemand – außer mir).

Am Sonntag war dann auch schon Abreisetag, aber wir haben es uns nicht nehmen lassen, am Vormittag noch den Zoo von Chapultepec zu besuchen. Da es dort am Eingang laut Internet eine Gepäckaufbewahrungsstation gibt, sind wir also mit allen Taschen aus der Wohnung los und mit der Metro zur Station Chapultepec gefahren. Ich hatte angenommen, dass dann in der Nähe der Metrostation auch schon der Zoo zu finden wäre, aber Mexico City wäre keine Mega-City, wenn man nicht von der Station noch ein kleines Stückchen durch den Wald laufen müsste. Diese gute halbe Stunde Fußmarsch hätte ich sicher auch genießen können angesichts der scheinenden Sonne, der ausgelassen spielenden Kinder, der fröhlich auf dem See tretbootfahrenden Familien, der munter herumhüpfenden Riesen-Eichhörnchen, der als Pandas verkleideten weniger munter aber sehr unterhaltsam herumhüpfenden Souvenir-Standverkäufer (doch, der Zoo begann genaugenommen schon an der Metro) – ja hätte, hätte ich sie nicht damit verbracht, schwitzend und fluchend das halbe Gepäck durch die Sonne zu schleppen und mich dauerhaft bei Diosel zu entschuldigen, der die deutlich schwere Hälfte zu tragen hatte (er wusste allerdings vorher um die Distanz, also selber schuld :D).
Schließlich kamen wir tatsächlich am Zoológico an, wo auch gleich die Paquetería, also der Gepäckaufbewahrungsstand, in Sicht kam, der auch lauthals schreiend angepriesen wurde und aufgrund der langen Schlangen nicht zu übersehen war. Insgesamt kam uns die ganze Konstruktion und Aufbewahrung des Gepäcks allerdings nicht allzu sicher vor, und nachdem wir für $40 zwei Stücke abgegeben hatten und uns mit mulmigem Gefühl auf den Weg zum Zooeingang machten, entdeckten wir links davon - etwas versteckt, sauber und seriös ohne Marktschreier – auch die OFFIZIELLE Paquetería. Nachdem uns dort bestätigt wurde, dass der andere Stand tatsächlich von „piratas“ betrieben wurde, ging es also direkt zurück, wo wir nach zwei Minuten unser Gepäck (zum Glück vollständig) wieder bekommen haben (das Geld natürlich nicht) und es schließlich für $16 in der offiziellen Aufbewahrung abgegeben haben (Lektion hiermit gelernt).
Danach ging es endlich in den Zoo (der übrigens keinen Eintritt kostet), den ich sehr gut gestaltet finde mit drei verschiedenen Rundgängen (nach Tierarten aufgeteilt) und mehreren speziellen Häusern, die aber Eintritt kosten (ein Schlangen-, ein Spinnen- und ein Schmetterlingshaus – wir haben verzichtet aufgrund von Diosels Schlangenphobie, meiner Abneigung gegen Spinnen und dem schlagenden Argument „mariposas son para jotos“ (fragt GoogleTranslate und dann ratet mal von wem das kam) respektive). Die Unterbringung der Tiere fand ich relativ artgerecht (klar, darüber kann man immer streiten) und ich fand es gut, dass es extra ausgewiesene Essensbereiche gab, sodass der restliche Bereich sehr sauber und aufgeräumt wirkte.
Was ich noch interessant fand, war, dass manche Tiere, die bei uns gewöhnlich in Zoos zu sehen sind und nicht als etwas „besonderes“ empfunden werden, hier mit viel Erstaunen betrachtet wurden (beispielsweise Robben) und andersherum (manche Vogel- und Hirscharten, die ich noch nie gesehen habe).
Von den beiden großen Attraktionen des Zoos war eine nicht und eine doppelt vorhanden:
Auch nach langer Suche bekam ich leider das „Mexican Monster“ nicht zu Gesicht (gibt es allerdings im Münchner Zoo auch – ein Axolotl, auf Deutsch glaube ich Schwanzlurch, das ist so ein kleines abgefahrenes Unterwassertier mit vielen Füßen), aufgrund der Menschenmassen nicht zu übersehen war dagegen das Panda-Gehege, das tatsächlich 2 munter herumlaufende Pandas beherbergte (ich sehe ja ein dass man zwei braucht, um Nachwuchs zu erhalten aber Deutschland hat verdammt nochmal GAR KEINEN mehr, und hier rennen gleich ZWEI rum :D :D).
Da es ein sonniger Sonntag war, war der Andrang auch entsprechend groß und aufgrund der großen Anzahl von Familien mit Kindern konnte ich auch zahlreich etwas beobachten, was mir schon erzählt worden war, ich aber nicht so richtig geglaubt hatte: Hier laufen Kinder an der Leine. Und damit meine ich wirklich, dass Kinder bis zum Alter von ca. 12 Jahren eine bunte Leine um den Bauch gebunden haben und ihre Eltern das andere Ende in der Hand halten. Das fand ich einerseits etwas bizarr und beunruhigend, andererseits auch ziemlich nervig, denn wer mal jemanden mit 10 Hundeleinen hat spazieren gehen sehen, kann sich vorstellen, wie das Seilgewirr vor dem Panda-Gehege dann aussah.
Nachdem wir alles gesehen hatten und es auch schon drei Uhr nachmittags war, machten wir uns schließlich auf den beschwerlichen Rückweg zur U-Bahn (ich habe mir aus Trotz keinen Plüsch-Panda gekauft :D) und schließlich auf zum Terminal del Norte, von dem aus wir die Heimreise antraten.
Und damit war mein Ausflug nach Mexiko City auch schon wieder vorbei, hier ein kleines Fazit:
Eine UNGLAUBLICH große und unüberschaubare Stadt mit unendlich vielen Menschen, die sehr viel zu bieten und anzusehen hat, die einerseits Viertel und Prachtstraßen hat, die an Metropolen in den USA oder Europa erinnern und andererseits sehr viel Armut beherbergt. Deren Systeme manchmal unglaublich gut und manchmal unglaublich schlecht mit den Menschenmassen zurecht kommen. Mit sehr vielen jungen, gut ausgebildeten, engagierten Studenten, die stolz sind, Mexikaner zu sein und viel dafür tun, Veränderungen in ihrem Land zu bewirken.
Eine Stadt, wie ich sie in Europa noch nie gesehen oder erlebt habe und die ich sicher noch einmal besuchen werde. (Konkret höchstwahrscheinlich Ende Oktober.)
Morgen geht es erst einmal zwei Tage nach Morelia, alles dazu im nächsten Eintrag.
In diesem Sinne,
Hasta luego!

Trajineras


Cineteca Nacional


Zoológico
Meine Verwandten - die Murmeltiere (mein Spitzname hier ist marmota)



Ein pavo real (wörtlich Königlicher Truthahn :D)


El Aguila Real (auch zu sehen auf der mexikanischen Flagge) - wer findet ihn? :D


Für das Schmunzeln zwischendurch eine Baby-Giraffe, die vor mir wegläuft :D


Aus Gleichberechtigung mussten wir natürlich bei Diosels Verwandten auch vorbeischauen - ein changito


Und hier sind sie - die Pandas:





Adios, Chapultepec!