Kurztrip nach Morelia
Am Montag Mittag nach der Uni ging es also los (natürlich mit dem Bus – juhuu, wo sind meine Reiseübelkeitstabletten?) nach Morelia, der Hauptstadt des Nachbarstaats Michoacán. Da es einen direkten Bus von Guanajuato nur zu sehr ungünstigen Zeiten gibt, haben wir einen Zwischenstopp in Irapuato eingelegt, wo wir unseren Anschlussbus um 2 Minuten verpasst haben (und der fährt natürlich pünktlich, wir sind ja hier in Mexico) und deshalb eineinhalb Stunden warten mussten. Diese Aussicht fand ich eher weniger rosig, bis ich erfahren habe, dass das Örtchen Irapuato die Erdbeer-Hauptstadt Mexikos ist, wo schon 5 Meter vom Busbahnhof entfernt ein Kilo saftige knallrote Beeren für $15 (83ct) und sämtliche Variationen von Erdbeeren im Überfluss angeboten werden (ich habe mich für gefrorene Erdbeeren mit Sahne und Sirup entschieden – sehr lecker).
Nach weiteren zweieinhalb Stunden Fahrt kamen wir schließlich in Morelia an, wo wir vom Busbahnhof erstmal ein Taxi ins Hotel genommen haben. Dazu zwei Bemerkungen: der Fahrer war ziemlich lustig und überaus gesprächig und hat uns aus seinem bewegten Leben erzählt, in dem er unter anderem schon ein erfolgreicher Musiker (ah ja, aber die Leidenschaft zum Taxi fahren war wohl größer) und ein gefürchteter Geldeintreiber in einem der hässlichsten Viertel Mexiko Citys war (an dieser Stelle der Geschichte habe ich mir kurz überlegt, mit einem Kopfsprung aus dem Fenster das Taxi zu verlassen, da die Anzahl seiner verbliebenen Zähne diesen Teil durchaus glaubwürdig erschienen ließ) – insgesamt war er aber total nett und hat uns sicher ab Hotel abgesetzt, das glücklicherweise total im Zentrum direkt an der Kathedrale gelegen war (der Großteil der Stadt durch den wir vorher gefahren waren sah nämlich wirklich nicht so toll aus, das historische Zentrum ist aber sehr sehenswert).
Dabei ist kurz zu erwähnen, dass das Hotel die UNAM Morelia ausgesucht hat, da Diosel dort am Dienstag einen Vortrag gehalten hat und ihm deswegen die Reise gesponsert wurde.
Nachdem wir unsere Sachen untergebracht hatten, gingen wir direkt auf eine kleine Erkundungstour durch das historische Zentrum, das einige Sehenswürdigkeiten zu bieten hat und erstaunlich sauber und aufgeräumt ist mit vielen Parks und Grünflächen (auffallend ist übrigens auch das große Polizeiaufgebot). Relativ schnell haben wir ein Restaurant mit sehr leckerem mexikanischem Abendessen gefunden, anschließend haben wir uns noch die Kathedrale von außen angesehen und sind in einer Bar unter den Portalen am Madero ein Bier bzw. einen Cocktail trinken gegangen.
Am Dienstag früh ging es nach dem Frühstück im Hotel direkt los auf Sight-Seeing: zuerst in die Kathedrale, die (wie ich dank Wikipedia gelernt habe) eine der weltgrößten Orgeln, gebaut in Bayern, beherbergt, und anschließend den Madero entlang bis zum Aquädukt, wo wir durch den Callejon del Romance, eine Art kleines „romantisches“ Gässchen, geschlendert sind (was übrigens im Gegensatz zum bekannten Callejon del Beso in Guanajuato wirklich sehenswert ist) und uns anschließend die Basilica de Guadalupe angesehen haben (sehr eindrucksvoll).
Auf dem Rückweg haben wir einen Zwischenstopp im Museo del Dulce (Süßigkeitenmuseum) eingelegt – ok, ich will ehrlich sein: im Museum selbst waren wir nicht, nur im Shop :D, wo ich einige kleine Geschenke mitgenommen habe.
Nachdem wir pünktlich um 13 Uhr im Hotel ausgecheckt hatten, gingen wir einen Kaffee im Café de Europa (ein bisschen Heimat muss schließlich sein :D) trinken und anschließend auf den Mercado de Dulces y Artesanías (Süßigkeiten- und Kunsthandwerksmarkt), der wirklich sehenswert ist und wo ich auch einige Andenken mitgenommen habe (auch hier war ich wieder einmal sehr froh, Diosel dabei zu haben, der mir gute Preise aushandeln konnte).
Danach machten wir uns auf den Weg zum UNAM Campus Morelia, wo Diosel seinen Vortrag halten sollte und der etwas außerhalb der Stadt liegt (etwas außerhalb heißt in diesem Fall eine halbe Stunde Fahrt in einem proppenvollen, glühend heißen mexikanischen Kleinbus und das mit langärmligem Hemd bzw. Bluse und vollgepackt mit Gepäck und Einkäufen – das war ein Spaß). Als wir schließlich völlig durchgeschwitzt und zwei Stunden zu früh (ja, Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste haha) ankamen, haben wir uns erst einmal in der Campus-Caféteria etwas zu essen und vor allem zu trinken gegönnt und Diosel hat mir den Campus und das Mathegebäude gezeigt (das einerseits sehr schön ruhig und im Grünen andererseits aber wirklich mitten in der mexikanischen Pampa liegt).
Um 18 Uhr ging schließlich sein Vortrag los, den ich damit verbracht habe, Fotos zu machen und nicht allzu verständnislos zu schauen (es handelte sich um ein Doktorandenseminar in Algebraischer Geometrie, also genau mein Steckenpferd). Anschließend gab es noch ein kleines Get-Together mit allen Teilnehmern und als wir um kurz nach 20 Uhr dann die Uni verlassen haben (netterweise hat uns jemand im Auto mit ins Zentrum genommen), mussten wir feststellen, dass unsere Planung leider etwas mangelhaft war, da der nächste Bus nach Irapuato um Mitternacht dort ankommen und es dann bis 5 Uhr morgens keinen Anschlussbus nach Guanajuato geben würde.
Dazu muss ich sagen, dass ich die Aussicht, mich um Mitternacht ohne Anschluss am Busbahnhof einer mexikanischen Kleinstadt wiederzufinden genauso ansprechend fand, wie im Zentrum von Morelia (einer Stadt, die wir beide nicht wirklich kannten und die nicht gerade in einem sicheren Staat Mexikos liegt) auf den Bus um 2:30 Uhr zu warten, um dann den Anschluss um 5 Uhr morgens zu nehmen und mich deswegen in einen allgemein unzufriedenen (man könnte auch sagen hysterischen) Zustand versetzt habe.
Das Ende vom Lied war schließlich, dass wir Octavio (den Freund mit Auto) angerufen haben und er uns tatsächlich um Mitternacht aus Irapuato abgeholt hat (dafür haben wir ihn zum Essen und auf ein paar Bier eingeladen) – diesmal auch ohne Unfall. Leider ist mir im Bus von Morelia sofort nach dem Losfahren unglaublich übel geworden, so dass ich den Rest der Fahrt und auch die Autofahrt käseweiß und jammernd verbracht habe.
Trotzdem kamen wir schließlich ohne Zwischenfälle zu Hause an und ich verabschiede mich hiermit bis zum nächsten Eintrag – voraussichtlich über das Cervantino, das diese Woche begonnen hat.

Das Hotel


Ein paar Eindrücke vom Montagabend-Spaziergang
Eine Kirche mit Vorplatz direkt an unserem Hotel



Die Kathedrale bei Nacht



Grünflächen am Aquädukt




Callejon del Romance




Der UNAM Campus Morelia




In Action


Hasta luego!