Cervantino & Comida mexicana
Nach etwas längerer Pause melde ich mich mal wieder:
In den letzten Wochen war ich vor allem in Guanajuato unterwegs und auch bei mehreren Veranstaltungen des Cervantino (eine Art Kunst- und Kulturfestival, zu dem Künstler, Musiker, Schausteller etc. aus der ganzen Welt kommen und das jährlich drei Wochen im Oktober hier stattfindet). Zuerst ist dazu zu sagen, dass ich das Konzept vielversprechend fand, es mich bisher aber nicht besonders beeindruckt hat.
Es gibt zwar täglich viele verschiedene Angebote (Workshops, Vorträge, Filme, Musik aller Art, Shows) zu teilweise interessant klingenden Themen, meistens sind es aber doch eher sehr kleine „Nischen-Produktionen“ aus Latein-Amerika oder eine etwas wild zusammengewürfelte Programm-Zusammenstellung.
Die Kehrseite der Medaille (die ich als „Anwohner“ jetzt auch zu spüren bekomme) ist dafür allerdings die für die Größe Guanajuatos riesige Anzahl an (überwiegend US-amerikanischen und mexikanischen) Touristen, die das Stadtzentrum überfluten und teilweise fragen, ob man in der Wohnung denn nicht noch Platz hätte, sowie ihre „Nebenwirkungen“ (beispielsweise, dass in den Nachtclubs plötzlich Eintritt verlangt wird, man nachts nicht mehr durch die Tunnels laufen kann, da die Überfallgefahr unverhältnismäßig höher ist oder dass sämtliche Straßen durch das große Aufgebot der Policía Federal blockiert sind, was regelmäßig ein Verkehrschaos verursacht).
Ich weiß nicht, ob ich es schon mal erwähnt hatte, aber in Guanajuato gibt es übrigens keine Ampeln, da das Stadtzentrum Weltkulturerbe ist und deswegen baulich nicht verändert werden darf (ich vermute übrigens, dass dabei die Ausbesserung von tellergroßen Schlaglöchern in Straßen und Gehwegen auch verboten wurde – ich habe mittlerweile alle meine Schuhe aufgearbeitet und mir ca. 20mal ohne Absätze fast den Knöchel gebrochen).
Jetzt höre ich aber auf mit dem deutschen Genörgel, zwei Veranstaltungen des Cervantino haben mir nämlich wirklich gut gefallen: Am ersten Wochenende haben wir uns nachts in den Pastitos die „Fire Birds“ aus Irland angesehen, die zu traditioneller irischer Musik eine Art Tanzshow aufführen und dabei größtenteils an Kränen aufgehängt und mit brennenden Fackeln fuchtelnd über der Menge schweben (über den künstlerischen Wert dieser Veranstaltung kann man sicher streiten, unterhaltsam war es auf jeden Fall).
Diesen Montag waren wir ebenfalls abends bei einer Show vor der Alhóndiga, wo eine Bühne und eine riesige Leinwand aufgebaut sind. Das Konzept war, dass auf der Leinwand eine Art animierter Film mit beeindruckenden Bildern unserer Planeten gezeigt wurde, während auf der Bühne dahinter das Symphonie-Orchester von Peru dazu spielte (für jeden Planeten wurde ein „passendes“ Stück komponiert).
Abgesehen davon habe ich auch ein bisschen an den Souvenir-Ständen des Cervantino eingekauft, mir die vielen Straßenkünstler und Clowns, die teilweise wirklich sehenswert sind, angesehen und ansonsten versucht, nicht von einem Touristenschwarm überrannt zu werden (und ich hatte mich dieses Jahr schon gefreut, nicht zur Wiesn-Zeit in München zu sein).
Im nächsten Eintrag möchte ich euch gebündelt die kleinen und großen Sehenswürdigkeiten von Guanajuato und Umgebung vorstellen, daher habe ich beschlossen, diesmal ein kleines Food-Diary (größtenteils selbst zuhause gekocht) typisch mexikanischer Gerichte anzuhängen, die ich schon kennen und (teilweise) lieben gelernt habe.
Grundsätzlich ist die Küche hier durch sehr viel Fleisch, Fett, Tortillas, Tacos (täglich) und scharfe Sauce (von der es viele Ausführungen gibt, die oft sehr harmlos aussehen und in denen so gut wie jedes Gericht förmlich ertränkt wird) gekennzeichnet und allgemein sehr herzhaft (und zwar zu jeder Tageszeit – ich habe mich immer noch nicht damit angefreundet, die Reste vom vorigen Abend zum Frühstück zu essen, aber das macht man hier halt so^^). Elementar sind außerdem Limonen, Salz und Chili-Pulver, die zu jedem Gericht und zu jeder Tages- und Nachtzeit auf dem Tisch zu stehen haben und exzessiv verwendet werden.
Ich habe sogar gehört, dass laut Gesetz in Restaurants mittlerweile Salzstreuer nur noch auf Nachfrage gebracht werden und nicht von Vornherein auf dem Tisch stehen dürfen, da ansonsten viele Mexikaner das Essen OHNE ZU PROBIEREN so stark salzen, dass sie deswegen gesundheitliche Probleme bekommen.
Einige Sachen habe ich auch schon zu kochen gelernt (wobei „kochen“ hier meistens bedeutet, Fleisch zu braten, Tortillas (in irgendeiner Darreichungsform) zu erhitzen und Limonen zu schneiden :D), unten ein kleiner Auszug ausgewählter Gerichte mit Erklärungen.
Zu den Essenszeiten ist zu erwähnen, dass hier (wie beispielsweise auch in Spanien) sehr spät gegessen wird, das Mittagessen zwischen 14 und 16 Uhr und das Abendessen ab 21.30 Uhr.
So, jetzt ist aber Essenszeit, in diesem Sinne – hasta luego!

Cervantino



Die Fire Birds




Comida

Quesadillas: Tortillas mit geschmolzenem Käse und Fleisch/Chorizo/Oliven und Sauce gefüllt



Carnitas: Tortilla mit Schweinefleisch, Nopales (Kaktus), Tomaten und Zwiebeln.
Man bestellt dabei die Menge an Fleisch die man möchte (in Viertel-Kilo-Schritten) und bekommt einen Berg Tortillas dazu, die man dann füllen kann



Chilaquiles: Totopitos (das was man bei uns Nachos nennt) in einer Sauce aus (roten oder grünen) Tomaten, Zwiebeln und Chili mit Käse und Crême Fraiche.
Wird normalerweise mit einem Spiegelei drauf serviert, in unserem Fall stattdessen mit verschiedenen Fleischsorten.



Enchiladas/Enmoladas/Enjitomatadas: Tortillas gefüllt mit Fleisch oder Käse und ertränkt in Sauce (je nach Variation in Chili-Sauce, Mole oder Jitomate)


Ensalada a la Mexicana: Mein Lieblingssalat mit gerösteten Tortilla-Streifen, Avocado und Hähnchen. Das Suppen-Pendant dazu ist übrigens die Sopa Azteca (sehr empfehlenswert).


Sopes: Kleine, runde, etwas dickere Teigfladen, die erhitzt und mit Bohnenmus, Kartoffeln mit Chorizo, Salat, Reibekäse und Crême serviert werden.


Tamales: Im Maisblatt serviertes Mais-Mus mit Fleisch, Käse oder Gemüse, traditionell wird dazu heiße Schokolade getrunken.



Tostadas: In etwa wie Nachos, nur größer, rund und meistens mit Meersalz gewürzt und mit Fleisch und Zwiebeln belegt.


Carne Tampiquenia: Grillfleisch mit Chorizo, Salat, Guacamole und Enchiladas