Der erste Ausflug - la presa de la olla
Auch diese Uni-Woche ist relativ unspektakulär verlaufen (allerdings mit ersten Hausaufgaben und einem Treffen mit meinem asesor, der mir eindringlich einen Kurs in Stochastischer Analysis nahegelegt hat – gähn).
Nachdem das Treffen zum Abendessen am Donnerstag spontan doch in ein Weggehen bis 6 Uhr morgens ausgeartet ist, haben wir einstimmig beschlossen, die Uni am Freitag ausfallen zu lassen (da sind sowieso keine Kurse, was ich sehr sympathisch finde) und stattdessen einen kleinen Ausflug zur presa de la olla zu machen.
Da die Stadt von Guanajuato in einem Krater zwischen lauter Bergen liegt (und die Randbezirke alle „in den Hang hinein“ gebaut sind), gibt es rundherum einige presas (auf Deutsch glaube ich Staudamm oder Wehr), die mit Parks und Restaurants aufgemotzt wurden und so beliebte Ziele für Tagesausflüge sind.
Also ging es am Freitag Nachmittag – als alle Teilnehmer der Gruppe ihre Kater-Gesichter einigermaßen auskuriert oder überschminkt hatten – mit dem Bus zu einem günstig gelegenen Viertel und anschließend – nach einem Zwischenstopp zum Tacos essen (natürlich) – weiter zu Fuß durch einen wirklich schönen, ruhigen und relativ neu und teuer erscheinenden Stadtteil.
Das Zentrum von Guanajuato hat seinen ganz eigenen Charme mit seinen kleinen, lauten und wahnsinnig engen Straßen mit vielen Essens- und Souvenirständen und den vielen bunten Häusern und Restaurants, aber es war auch einmal schön (und entspannend) eine andere Seite der Stadt – mit gepflegten Straßen (ohne Schlaglöcher und Stolpersteine), großen Wohnanlagen, Restaurants mit Terrassen (mit Live-Mariachi-Bands :D) und ruhigen Parkanlagen - zu sehen.
Der Spaziergang dauerte eine gute halbe Stunde inklusive Zwischenstopps für Fotos, Getränkekauf und Gespräche über Blumensorten (dass ich hier das Wort „Sorten“ verwende, zeigt schon, wie kompetent ich mich dazu äußern konnte :D).
Als wir dann schließlich ankamen, wurden die ersten Minuten erstmal zum Selfie-Schießen, Ausruhen und Enten-Nachahmen (ja, es war eine Gruppe theoretisch erwachsener Mathe-Doktoranden) genutzt. In Ermangelung von Orangensauce (und eines Gewehrs sowie eines Grills) wurden die Enten dann schließlich in Ruhe gelassen (– kleiner Scherz, wir hätten natürlich eine Pfanne verwendet :D) und es wurde dazu übergegangen, zu überlegen, wen man denn als erstes ins Wasser werfen könnte (als ich zugegeben hatte, schwimmen zu können, stand ich relativ weit oben auf der Liste :D).
Tatsächlich darf man in dem Auffangbecken der presa sogar schwimmen (ich habe wegen der grünlich-braunen Wasserfarbe schließlich verzichtet) oder sich kleine Ruderboote ausleihen (ein Blick auf die Boot-Auswahl hat gereicht, um zu urteilen, dass dies wahrscheinlich auch schwimmend (in einer Art Titanic-Szene) enden würde, also haben wir auch das bleiben lassen). Stattdessen haben wir uns bei einem Bier in einem Restaurant direkt am Wasser ein bisschen ausgeruht, da man uns aber (aus welchem Grund auch immer) kein Essen verkaufen wollte, sind wir zu einer anderen presa etwas weiter hügelaufwärts weitergezogen, wo es auch eine kleine Bar gab und man uns Essen in Form von 2,5 Litern Bier verkauft hat (ich glaube in Bayern zählt das ja durchaus als Nahrungsmittel :D).
Relativ bald haben wir uns dann aufgrund von Hunger, Pipi & Kalt auf den Rückweg hügelabwärts gemacht. Auf dem Hinweg hatten wir uns schon ein ziemlich teuer aussehendes Restaurant zum Abendessen ausgesucht (man gönnt sich ja sonst nichts), leider wurden wir dort aber mangels Einladung (es war Eröffnungstag) abgewiesen und haben schließlich im Zentrum zu Abend gegessen. Anschließend haben wir uns alle todmüde ins Bett verabschiedet, mit dem Versprechen, das Ausgehen heute (Sa) nachzuholen. Bin mal gespannt…
Hasta luego!
Die Chaostruppe :D
Von links nach rechts: Meine Wenigkeit, Diosel, Eugenio, Ehyter, Jurgen

Ein paar Eindrücke aus dem Viertel der presa:
La presa:

Das Abendessen:

Bei Nacht - auf Wiedersehen!

aceofspades am 29. August 15
|
Permalink
|
0 Kommentare
|
kommentieren
Die erste Uni-Woche
Als erstes einmal: vielen Dank an alle, die interessiert meinen Blog verfolgen, tut mir Leid dass nicht mehr so oft neue Einträge kommen wie am Anfang, aber ich bin einfach ziemlich viel unterwegs mit Uni, Wohnung, Weggehen, Reisen planen etc. und außerdem passieren gerade nicht so mega spannende neue Dinge, sondern mehr so das Eingewöhnen und eine Alltags-Routine entwickeln.
Diese Woche hatte ich also zum ersten Mal wirklich Uni. Meine beiden Kurse sind wie gesagt „Modelos Estócasticos en Finanzas“ und „Teoría de Riesgo“ (falls das irgendjemanden interessiert :D). Das System der Uni-Kurse finde ich ein bisschen mit Gymnasium in Deutschland zu vergleichen: zuerst bespricht man seinen Stundenplan mit seinem „asesor“ (eine Art Tutor) und schreibt sich für die Kurse ein, die man besuchen möchte. Die Klasse besteht dann aus maximal 10 Studenten, das heißt der Professor kennt jeden mit Namen und ruft ab und zu auch jemanden auf, außerdem fällt auf wenn man fehlt (und wird nicht gern gesehen) oder im Unterricht andere Sachen macht (Handy, Kaffee etc. werden ignoriert bzw. geduldet, können aber nach meinem Gefühl zu vermehrtem Aufrufen führen :D). Einerseits finde ich es gut, dass der Kurs so „personalisierter“ ist und ein viel lockereres Verhältnis zum Professor besteht , andererseits bin ich es doch irgendwie gewöhnt, dass man auch mal etwas später mit Kaffee und Handy auftauchen kann ohne dass es gleich vermerkt wird. Der Vorlesungsstil ist ähnlich zu dem in Deutschland, mit Notizen und Tafelanschrieb, es wird jedoch meinem Gefühl nach mehr Wert auf eigenes Nacharbeiten mit der angegebenen Literatur gelegt.
Außerdem habe ich diese Woche meinen Schreibtisch und meine Büroschlüssel bekommen; dabei habe ich es geschafft, den letzten freien Platz (leider neben der Tür) im cubículo von Eugenio und meinen anderen Uni-Freunden zu bekommen, was natürlich super ist, da ich so immer Ansprechpartner habe, direkt neben der Kaffeemaschine sitze, nur 3 Stockwerke (von gefühlten 20, das CIMAT ist ein Labyrinth auf einem Berg) hochlaufen muss und unser cubículo natürlich sowieso der lustigste und coolste ist (:. Es wird auch fleißig Deutsch geübt und wir haben einen Englisch-Sprech-Tag festgelegt (was ich nicht sooo super finde, da ich natürlich hauptsächlich Spanisch üben will, aber ich freue mich auch darauf, den anderen beim Englisch-Lernen zu helfen).
Außerhalb der Uni waren wir auch wieder öfter abends weg, ich kann mittlerweile (fast) alle Taco-Füllungen identifizieren (und das sind einige), habe ein Gefühl dafür welche Soßen ich besser nicht probiere, bin ein bisschen im Banda-, Salsa- und Cumbia-Tanzen eintrainiert und war erschreckend oft erst zwischen 6 und halb 8 morgens im Bett (habe das gestern (Sonntag) alles wieder aufgeholt und bin fit wie ein Turnschuh – wie gesagt, gut dass mein Schreibtisch direkt neben der Kaffeemaschine steht :D).
Habe mittlerweile auch schon einige interessante Gerichte probiert und bisher war alles ohne Ausnahme essbar bis sehr lecker, hier eine kleine Auswahl der besten Sachen (die mir gerade einfallen) – nopales (Kaktus), chayotes (gibt es keine Übersetzung), guayaba (Guave) und budin azteca (eine Art Lasagne).
Am Freitag wurden alle ausländischen Studenten im Bus der Uni nach San Miguel de Allende gefahren, einem an sich sehr schönen Städtchen in der Nähe – der Grund war aber diesmal weniger erfreulich: migración. Konkret heißt das, dass wir unsere vorrübergehende Aufenthaltserlaubnis unter Verwendung von gefühlten 80 Dokumenten und mithilfe eines super gelaunten Mexikaners der Immigrationsbehörde in einen temporären Studentenstatus umwandeln sollten. Ich werde jetzt hier nicht genau darauf eingehen was dabei in meinem Fall schief gegangen ist, aber das einzig Gute an diesem Ausflug für mich war dass ich wohl nicht aus dem Land geworfen werde und dass das Taco-Restaurant neben der Immigrationsbehörde ziemlich gut war. Ansonsten war diese Busfahrt von drei Stunden über holprige Landstraßen ziemlich umsonst (und wer mich kennt weiß wie sehr ich Reisebus fahren liebe – mir ist jetzt noch schlecht).
Das Wochenende habe ich größtenteils schlafend verbracht (also tagsüber :D) und bin heute fit und wach (haha) in die nächste Uni-Woche gestartet.
Hasta luego!
aceofspades am 24. August 15
|
Permalink
|
0 Kommentare
|
kommentieren
Ich brauche mehr Guacamole und noch mehr Salsa-Sauce und am allermeisten SCHLAF
Eine weitere Woche ist sehr schnell vergangen und so langsam habe ich mich ganz gut eingelebt. Nachdem ich am Montag als erstes erfahren habe, dass meine Kurse doch erst eine Woche später beginnen werden, hatte ich noch eine weitere Woche Zeit, in Ruhe die Stadt und den mexikanischen Alltag zu erkunden. Nachdem am Montag mein Bett geliefert wurde (das Verkaufsgespräch lief davor in etwa so ab: „Wir haben gerade zwei recycelte Matratzen da, da Sie Student sind, nehme ich an dass sie die billigere wollen. Bettgestelle gibt es verschiedene, habe aber keine zum Anschauen da, also nehmen wir da wohl auch das billigste.“), konnte ich am Dienstag schließlich in meine WG umziehen, die im Stadtteil San Javier (ein sehr sicheres Viertel nicht allzu weit vom Zentrum) liegt. An ein paar Gegebenheiten musste ich mich zunächst noch gewöhnen:
• Ich habe insgesamt vier Schlüssel bekommen, die wir im Zentrum an einem Straßenstand für insgesamt 4€ duplizieren lassen konnten (was ich irgendwie beunruhigend finde) und von denen zwei zur Wohnungstür und zwei zu den Haustüren oben und unten (das Haus ist quasi in den Berg hinein gebaut) gehören (zwei der vier Schlösser gehen dabei leider nur mit viel Glück und noch mehr Gewalt auf).
• Wir haben eine Waschmaschine, bei der man vor der Bedienung einige elementare Dinge, wie zum Beispiel den Wasserabfluss mit einem alten Haargummi so am Hahn des Spülbeckens zu befestigen, dass möglichst nichts danebenläuft, berücksichtigen muss.
• Warmwasser haben wir, aber nur nachdem man den calentador (eine Art antiken Boiler), der sich außen an der Hauswand befindet und sich in zwanzig leicht zu merkenden und manuell unmöglich ohne Verbrennungen auszuführenden Schritten anschalten lässt, bedienen kann.
Zu obigen drei Punkten ein kurzer Nachtrag: innerhalb der ersten Woche haben wir einmal komplett die Küche überschwemmt, einmal einen Schlosser rufen müssen und ich bin erkältet vom ständigen Kalt-Duschen – bitte keine weiteren Fragen :D.
Natürlich wurde die letzte freie Woche auch noch einmal zum Weggehen genutzt – am Dienstag, Mittwoch, Freitag und Samstag. Da das Zentrum von Guanajuato doch recht überschaubar ist, bedeutet Weggehen hier meist eine Tour – beginnend in einem Tacos-Restaurant, danach in ein paar Bars, zum Tanzen und abschließend nochmal zum Tacos essen. Insgesamt kenne ich mittlerweile glaube ich so ziemlich jede Kneipe, Salsa-Bar, einige Restaurants sowie die beste Billardhalle hier, habe viele leckere mexikanische Gerichte und Getränke probiert (unter anderem verschiedene Biersorten, die man sogar trinken kann; burra, eine orangefarbene Mischung aus Bier und Tequila; 80 Versionen von Guacamole, die alle super schmecken; weitere 80 Saucen-Versionen, die alle verschiedene mexikanische Namen haben und teilweise gefährlich scharf sind (dazu gibt es ein sehr passendes selbsterklärendes spanisches Verb – enchilarse) und quesadillas, die mexikanische Variante von Tiefkühlpizza, wenn man doch mal zuhause bleiben will und zu faul zum Kochen ist).
Außerdem musste ich im Laufe der Woche doch feststellen, dass fünf Stunden Schlaf pro Nacht durch 2 Promille leider nicht gerade erholsamer werden und habe so am Sonntag erstmal bis 2 Uhr nachmittags ausgeschlafen.
Nachdem wir am Nachmittag noch ein bisschen in der Stadt unterwegs waren, um einige Sachen für die Wohnung zu besorgen, ging jetzt am Montag schließlich doch die Uni los (Details dazu gibt’s im nächsten Eintrag.)
Außerdem gibt es hier noch ein paar Eindrücke von der Wohnung und der Innenstadt von Guanajuato.
Das Wohn-/Esszimmer:

Mein Schreibtisch (bisher):

Die Dusche des Grauens:

Ich wollte noch ein Bild von meinem Zimmer hochstellen, aber aus Unspektakularität und allgemeiner Unordnung werde ich darauf verzichten :D.
Ein paar Eindrücke aus der Stadt:
Hasta luego!
aceofspades am 18. August 15
|
Permalink
|
0 Kommentare
|
kommentieren