Donnerstag, 31. März 2016
Malmö, Lund & Kopenhagen
Hejhej ihr Lieben!
Ja, ich lebe noch (wenn auch gerade etwas angeschlagen), aber in den letzten Tagen war ganz schön viel los, sodass ich jetzt erst zum Schreiben komme.
Nachdem ich letzten Mittwoch meine (vorerst einzige) Prüfung in Stochastischer Analysis geschrieben hatte, ging es am Donnerstag in aller Herrgottsfrühe los auf Reisen – zusammen mit Kristy aus Australien habe ich insgesamt vier Tage in Malmö, Lund und Kopenhagen verbracht.
Am Donnerstagmorgen nahmen wir also den allerersten Zug um 05:21 Uhr Richtung Malmö (merke: immer zuerst schauen ob in der Früh schon U-Bahnen fahren! So durfte ich dank schlechter Nachtbusverbindung um 02:30 aufstehen), wobei ich eigentlich die gesamte Fahrt durch verregnetes, nebliges, aber schönes südschwedisches Land verschlafen habe.
Dort angekommen ließen wir unser Gepäck im Hostel (STF Vandrarhem, wirklich schön und zentral) und machten uns auf, die Stadt zu erkunden. Ich hatte zwar schon gehört, dass Malmö ein netter kleiner Ort sein soll, war aber wirklich beeindruckt (!) von der gut geplanten und architektonisch innovativ ausgeführten Gestaltung der gesamten Stadt.
So gingen wir die Hauptstraße entlang über die Davidhallsbron, auf der Schuhe berühmter Schweden verewigt sind, durch das Zentrum mit kleinen, gewundenen Kopfsteinpflastersträßchen bis zum Hauptbahnhofsviertel, in dem die „Knotted Gun“, das Friedenssymbol, das auch vor dem UN-Hauptgebäude in New York steht, zu finden ist.

Davidhallsbron


Hauptbahnhof


The Knotted Gun


Von dort aus ging es weiter zum modern gestalteten Stadtviertel Västra Hamnen, in dem die Hauptsehenswürdigkeit der Stadt zu bewundern ist: der Turning Torso ist das mit 190 Metern höchste Gebäude Malmös, das über die gesamte Stadt hinweg zu sehen sein soll und einem sich drehenden menschlichen Oberkörper nachempfunden ist.
Da das Gebäude ein Wohngebäude ist, kann man leider nicht nach oben fahren, vom nahegelegenen Meeresufer kann man aber dafür die Öresund-Brücke und am Horizont das dänische Festland erspähen.

The Turning Torso


Das schöne Wohnviertel Västra Hamnen






Öresund-Brücke


Ein paar Eindrücke der Architektur Malmös








Mein absolutes Lieblingsfoto, das rechte Gebäude ist die "World Maritime University"


Nach diesem etwas ausgedehnteren Spaziergang machten wir uns auf den Rückweg ins Hostel, um uns auszuschlafen und für den nächsten Tag zu stärken.

Während Kristy am Freitag noch etwas länger schlief, ließ es ich mir nicht nehmen, etwas früher aufzustehen, um einen Spaziergang durch den nahegelegenen Schlosspark zu machen.



Wir nannten sie liebevoll die "Brokkoli-Frau"


Danach machten wir uns auch schon auf den Weg nach Kopenhagen, das mit dem Zug in einer guten halben Stunde (inklusive Umsteigezeit am Flughafen) zu erreichen ist.
In Kopenhagen angekommen machten wir uns erst einmal auf den Weg am Tivoli, dem zweitältesten Freizeitpark der Welt (der zurzeit leider geschlossen ist), vorbei zum Touristenbüro, wo ich mir einen riesigen Stadtplan holte (traditioneller Touri) und Kristy sich die Kopenhagen App downloadete (moderne Generation).
Danach machten wir uns auf einen Spaziergang durch die Innenstadt, bevor wir uns am Nachmittag eine völlig überteuerte Waffel gönnten (es war ja schließlich Welt-Waffel-Tag – kein Scherz!) und danach gestärkt an einer Free Walking Tour teilnahmen.

Die Stärkung - Lunch & Waffel




Der hochmotivierte Guide führte uns drei Stunden lang durch die gesamte Stadt, erzählte uns alles Wissenswerte und ein paar Anekdoten zu allen Sehenswürdigkeiten und bekannten Dänen (da gibt es bei einer Gesamtbevölkerung von 5,5 Mio. Menschen auch nicht wahnsinnig viele) und gab uns insgesamt eine sehr gute Einführung in Dänemarks Geschichte, Kultur und Politik.
Hier ein paar Ausschnitte:
Hoibroplads


Schloss Rosenborg mit wunderschönem Garten






Der Round Tower


Entlang der Kanäle Kopenhagens




Schloss Christiansborg, wo auch der Sitz der dänischen Regierung ist




Die sehenswerte Our Savior's Church


Die Oper


Schloss Amalienborg, der Wohnsitz der dänischen Königsfamilie
Funfact: Die gesamte königliche Familie ist beim Volk aufgrund ihrer Bodenständigkeit äußerst beliebt, allen voran Königin Margrethe II., die unter vielem anderem offiziell das Buch "Der Herr der Ringe" auf Dänisch übersetzt und illustriert hat - für Kristy war natürlich besonders die australische Volksheldin Kronprinzessin Mary interessant.











Nach der Tour machten wir uns aufgrund von Regen, Pipi, kalt, Hunger und Schmerzen in den Füßen auch schon auf den Rückweg nach Malmö, wo wir am Abend erschöpft, aber mit vielen neuen Eindrücken ins Bett fielen.
Auf dem Rückweg kaufte ich mir noch einen Kaffee, wobei man im dänischen 7/11 zwischen drei Arten von Kaffeebechern wählen kann: Single, vergeben und es ist kompliziert :D - ob das schon vielen dänischen Singles zu einem Partner verholfen hat, weiß ich leider nicht.


Am Samstag entschied sich Kristy, die leider ein bisschen erkältet war, sich einen Tag im Hostel auszuruhen, sodass ich mich alleine auf den Weg nach Lund, einer kleinen Studentenstadt 20 Minuten nördlich von Malmö machte.
Bei schönstem Wetter sah ich mir zunächst den Dom mit seiner beeindruckenden astronomischen Uhr an, bevor ich mir im Tourist Office einen Stadtplan mit einer vorgeschlagenen Gehroute zu allen Sehenswürdigkeiten holte.
So ging es am Dom und der Universitätsbibliothek vorbei bis zum Skizzenmuseum, dessen Eingang ich vergeblich gesucht habe, wo dafür aber ein Wegweiser u.a. nach Oaxaca im Garten stand.

Der Dom


Das Universitätshauptgebäude


Die Universitätsbibliothek


Ohne Worte


Danach ging es weiter durch den wirklich schönen botanischen Garten und seine Gewächshäuser und vorbei am Open-Air-Museum „Kulturen“ bis zur Saluhallen, einer großen Essenshalle mit kulinarischen Köstlichkeiten Schwedens (nicht für den studentischen Geldbeutel).

Einwohner der Botanischen Gartens


Die Stadtbibliothek






Nach dem Mittagessen schlenderte ich noch ein bisschen durch die Einkaufsstraßen, bevor ich mich wieder auf den Rückweg nach Malmö machte.
Funfact: In Lund gibt es glaube ich ernsthaft alle 200m einen Friseur, sollte irgendjemand mal in diese Stadt fahren, achtet einmal darauf, an wie vielen Friseursalons ihr vorbeikommt – gruselig.

Am Sonntag machte ich mich zusammen mit Kristy noch einmal auf nach Kopenhagen, wo wir am späten Vormittag ankamen. Nach einem Zwischenstopp in dem wunderschönen kleinen Café Bertels Salon, wo es den besten Käsekuchen Kopenhagens geben soll (kann ich bestätigen!) machten wir uns auf den Weg in den „autonomen Stadtteil“ Christiania, der uns als alternativ und künstlerisch wertvoll empfohlen wurde.
Um es schon einmal vorweg zu nehmen: wir gingen beide relativ unvoreingenommen und neugierig dorthin und waren schnell absolut geschockt und fühlten uns so unwohl (wenn auch nicht wirklich unsicher), dass wir das „Dorf“ so schnell wie möglich wieder verließen.

Bertels Salon




Christiania (von außen)




Die Idee der Kopenhagener Stadtverwaltung war anscheinend, einen Ort zu schaffen, an dem „alternative Lebensentwürfe“ ausgelebt werden können und der größtenteils autonom zum Rest der Stadt und deren Gesetzgebung steht – konkret heißt das, das im „Green Light District“ von Christiania offen und überall Haschisch in all seinen Formen verkauft und konsumiert wird, es dafür aber im Rest der Stadt keine Dealer mehr geben soll. Offiziell ist der Verkauf und Konsum weicher Drogen in Dänemark absolut verboten, weshalb auch innerhalb Christianias striktes Fotoverbot gilt und nicht gerannt werden darf (um keine Panik auszulösen). Außen um den Green Light District herum gibt es noch einige Gebäude, die als Wohnhäuser (traurig aber wahr) und für Workshops und Ausstellungen genutzt werden. So gerne dem Ganzen ein alternativer „Charme“ nachgesagt wird, hat es auf mich einfach nur den Eindruck eines heruntergekommenen, schmutzigen, ungeordneten und überall penetrant nach illegalen Substanzen riechenden Viertels gemacht, aus dem ich so schnell wie möglich wieder verschwinden wollte.

Im Anschluss aßen wir in einer bekannten Foodhall, in der eine riesige Auswahl von Streetfood verkauft wurde (von koreanisch und vietnamesisch über italienisch bis zu mexikanisch und kolumbianisch war wirklich alles vertreten), zu Mittag und machten uns danach auf den langen Fußweg zu Kopenhagens Wahrzeichen und laut unserem Guide der zweitenttäuschendsten Sehenswürdigkeit Europas: der kleinen Meerjungfrau.
Abgesehen von dem schönen Park, den man auf dem Weg durchquert fand ich auch die Statue an sich wirklich nicht enttäuschend, allerdings war der Felsen, auf dem sie sitzt, dank Regen und Meerwasser wirklich etwas schwer zu erklimmen, was man an meinem weniger entspannten Gesichtsausdruck auf den Fotos erkennt.

Der schöne Park auf dem Weg...






...zur kleinen Meerjungfrau




Anschließend machten wir uns auf den Rückweg durch die Innenstadt, wo ich aufgrund des schlechten Wetters davon abgesehen habe, auf den Round Tower zu steigen, um mir das Panorama Kopenhagens anzusehen, zum Hauptbahnhof, wo wir wieder einmal ziemlich erschöpft die Rückreise nach Malmö antraten. Die Passkontrolle im Zug von Dänemark nach Schweden ist übrigens wirklich streng, so wurden wir immer einmal am Bahnhof in Kopenhagen und noch einmal im Zug vor der ersten Haltestelle in Schweden kontrolliert.
Im Gesamteindruck ist Kopenhagen eine wirklich schöne Stadt und die Dänen total freundlich und hilfsbereit, Dänisch klingt für mich ein bisschen wie Holländisch (man versteht also einiges) und das Preisniveau ist noch einmal ein gutes Stück höher als in Schweden.

Random: Die Kopenhagener Börse, fotografiert beim zweiten Ausflug (Ostersonntag) - dem aufmerksamen Leser (mit Lupe) sollte auch auffallen, dass dieses Foto an einem anderen Tag entstanden ist als die anderen Fotos offizieller Gebäude (die ich am Karfreitag gemacht habe).


Am Montag morgen ging es auch schon zurück nach Stockholm, wo mich am Mittag schon Besuch aus Deutschland erwartete: Luisa ist gerade vier Tage zu Besuch gewesen und wir haben es uns bisher natürlich auch nicht nehmen lassen, etwas Sightseeing zu betreiben, bald folgen ausführliche Berichte ;-).

Hejdå!



Freitag, 18. März 2016
Sigtuna – Schwedens älteste Stadt
Hej hej!
Da letzten Freitag (seit langer Zeit mal wieder) unglaublich schönes Wetter war, beschloss ich, einen Tagesausflug nach Sigtuna, das von Stockholm aus leicht mit Zug und Bus zu erreichen ist, zu machen.
Sigtuna ist nicht nur die älteste Stadt Schwedens, sondern auch Standort einer über 1000 Jahre alten Kirchenruine und weltweit die Stadt mit den meisten Wikinger-Runensteinen.
Als ich also um die Mittagszeit bei strahlendem Sonnenschein mitten im Nirgendwo ankam, machte ich erst einmal einen Spaziergang durch das kleine Örtchen und war wirklich verzaubert von den winzigen, typisch schwedischen Häuschen, den alteingesessenen kleinen Lädchen und Cafés und der idyllischen Atmosphäre an der unendlichen langen „Strandpromenade“ – man könnte kitschig sagen „Ein Ort, wo die Zeit stehen geblieben und die Welt noch in Ordnung ist“.



Die Hauptstraße Storgatan


Das kleinste Rathaus Schwedens


Die Touristen-Info


Die Bank


Der Buchladen


Ein superschönes Privathaus






Nachdem ich mir im Tourist Office einen kleinen Stadtplan geholt und im Buchladen meinen ersten schwedischen Roman gekauft hatte („Giganternas Fall“ von Ken Follett, das englische Original „Fall of Giants“ habe ich gerade ausgelesen und kann es wirklich empfehlen!), machte ich mich auf den Weg, mir die Sehenswürdigkeiten anzusehen:

Die "neue" Kirche


Daneben die alte Kirchenruine


Runen-Steine










Nach einem kurzen Besuch im Museum, in dem eine winzige Ausstellung zum Thema "1000 Jahre Holz" zu sehen war, schlenderte ich noch etwas an der Promenade des riesigen Sees entlang, ließ es mir auf einer der Bänke in der Sonne gut gehen, unterhielt mich zufällig mit einigen älteren Damen ein bisschen auf Schwedisch (wobei „unterhalten“ ein unverschämter Euphemismus für meine schwedischen Kommunikationsfähigkeit ist) und ließ mir vor der Heimfahrt noch eine riesige Tasse heiße Schokolade in einer originellen kleinen Chocolaterie mit angeschlossenem Café schmecken.







Insgesamt ein sehr entspannter Ausflug in einen wunderschönen kleinen Ort mitten im schwedischen Nirgendwo – und das bei schönstem Wetter (in Guanajuato hat es übrigens an diesem Tag zum ersten Mal seit über 15 Jahren geschneit :D).
Hejdå!



Montag, 14. März 2016
Lappland Tag 4 – Nationalpark, Sami-Camp und (zweierlei) Elch
Hej hej!
Nun zum letzten Tag der Lapplandreise: am Mittwoch morgen ging es erst einmal ans Koffer packen und Zimmer ausräumen, bevor wir vor der Heimfahrt den Vormittag zur freien Verfügung hatten. Ich habe mich dazu entschieden, nicht mit einigen anderen auf einen nahegelegenen Berggipfel hochzufahren, sondern allein einen Spaziergang durch den riesigen Wald des Nationalparks zu machen, um mit Glück ein paar Tiere zu sehen und zu einem Sami-Camp (genaugenommen der geschätzt 1000 Jahre alten Stelle, an der die Sami seit jeher regelmäßig ihr Lager aufschlugen und das jetzt „originalgetreu“ dort nachgebaut wurde) zu laufen.
So machte ich mich auf den Weg und ich muss sagen, es hat schon etwas, allein durch den völlig stillen, verschneiten Wald zu laufen und die unberührte Natur zu sehen – manchmal ist es aber auch etwas gruselig. Zuerst lief ich bis zum Sami-Camp, sah es mir in Ruhe an und genoss dann von dort aus den atemberaubenden Ausblick auf den Nationalpark. Bemerkenswert ist auch, dass man wirklich überall neben und quer auf den Wegen Tierspuren sieht, aber die Tiere selbst leider nur sehr selten zu Gesicht bekommt.

Das Emblem des Nationalparks


Tierspuren


Das Sami-Camp






Unglaubliche Natur


Danach machte ich auf, den berühmten Wander- und Skigeher-Pfad Kungsleden („The King’s Trail“) ein Stück zu erkunden und wollte mich gerade auf den Rückweg machen, als ich unglaubliches Glück hatte und auch den letzten Punkt meiner Lappland-Wunschliste abhaken konnte: einen wilden Elch zu sehen.
Etwa 15 Meter vom Pfad entfernt lag sehr gut getarnt im Schnee eine Elchkuh (ich habe zuerst nur eine Art Baumstamm mit wackelnden Ohren gesehen) und kaute an tiefhängenden Blättern. Nach einiger Zeit bemerkte sie die komische Touristin, die sie beim Fressen beobachtete und sah mich auch direkt an. Als wir uns so gegenseitig beobachteten, kam mir zum ersten Mal der Gedanke, dass ich gar nicht wüsste, wie ich mich im Zweifelsfall einem Elch gegenüber verhalten sollte. Instinktiv würde ich so ein ziemlich großes Tier, das vor allem keineswegs scheu ist, als nicht aggressiv aber trotzdem irgendwie gefährlich einschätzen. Also dachte ich mir gerade „Gut, dass es nur da liegt und frisst“, als die Elchkuh sich erhob und langsam durch den Wald auf mich zugetrottet kam. Das war dann mein eindeutiges Stichwort, noch schnell ein Handyfoto zu machen und dann schleunigst den Rückzug anzutreten. Auf dem Pfad traf ich noch ein anderes Mädchen und zusammen schlichen wir uns noch einmal in Richtung Elch, der mittlerweile neben dem Weg stand und fröhlich an den Bäumen kaute. (Eine kurze Googlesuche hat übrigens ergeben, dass ich instinktiv Recht hatte und Elche wirklich ziemlich gefährlich sein können.)



Wer sieht sie? (Die ersten beiden Bilder um 90° nach rechts drehen)






Auf dem Rückweg zum Hostel machte ich noch einen kurzen Spaziergang am „hauseigenen Canyon“ entlang, wo einige sportliche Mitglieder unserer Gruppe beim Eisklettern waren.



Nach einem kleinen Mittagessen traten wir dann auch schon die lange Rückreise nach Stockholm an, wo wir nach 18 Stunden ziemlich unbequemer Busfahrt am Donnerstagmorgen ankamen. Auf dem Weg hielten wir noch am Polarkreis und an einem Restaurant, in dem wir Elch-Fleischbällchen zum Abendessen probieren konnten.



Elch in verarbeiteter Form


Rückblickend war die Lapplandreise wirklich toll, ich habe viele neue Eindrücke gesammelt, großartige Erfahrungen gemacht, interessante Leute kennengelernt und beeindruckende Landschaften gesehen.

Hejdå!